Der Süchtelner Rennplatz

Der 1845 ins Leben gerufene Süchtelner Reit- und Rennverein begründete 1882 auf den Süchtelner Höhen einen provisorischen Rennplatz, auf dem man schon ein Jahr später recht professionelle Flachrennen, Hürdenrennen, Trabrennen und Ringstechen veranstaltete. In den Pausen gab es Volksbelustigungen wie Stangen- und Tonnenklettern sowie Sacklaufen. Die ersten Renntage auf den Süchtelner Höhen waren Volksfeste voll naiver Vergnügungen. Bald aber wollte der Verein höher hinaus. In den 1890er Jahren bemühte man sich um einen internationalen Anspruch der Süchtelner Rennen, stellte einen Totalisator ( Wettannahmestelle ) auf und strebte nach großstädtischem Flair. Um 1900 kamen die Rennsportfreunde von nah und fern zu den Renntagen.

Auf dieser Postkarte von 1897 berichtet der Schreiber unter anderem, beim Rennen in Süchteln 1.000 Mark gewonnen zu haben

Ansichtskarte vom Süchtelner Rennplatz um 1900

Die Rennen waren in jenen Jahren überregional bedeutende gesellschaftliche Ereignisse und schon früh wurden in Süchteln , wie überhaupt im Reitsport, internationale Beziehungen gepflegt. Die Pferde kamen zum großen Teil aus den Ställen der Krefelder und Venloer Husaren, die sich an den Wettbewerben rege beteiligten. Aber auch Ulanen, Dragoner und andere Reiter in bunten Uniformen gestalteten die Rennen zu einem gern besuchten Volksfest. Entscheidenden Auftrieb nahm hier das pferdesportliche Leben, als der Kaiser nach einem Besuch in Krefeld ein Regiment Husaren dorthin in Garnison schickte, weil er bemerkt hatte, daß bei seinem Besuch viele der Mädchen der Seidenstadt bei einem Fest ohne Tänzer waren. Er versprach Abhilfe und damit hatten die roten Husaren, die nach Krefeld verlegt wurden, ihren Namen als „Tanzhusaren“ weg. Diese stellten bei den Süchtelner Renntagen viele Vollblutpferde und Reiter und eroberten auch so manchen wertvollen Preis. Einer von ihnen, der später sehr bekannt wurde, war Franz von Papen, der als Kavallerieoffizier in Süchteln schon an Rennen teilgenommen hatte. Die Venloer Husaren hatten ebenfalls gute Verbindungen nach Süchteln. So mancher holländische Husarenoffizier kam hier zu Sieg und Ehren.

Vollblutrennen in Süchteln ( aus einem Film des Kreises Kempen )

Im ersten Weltkrieg ( 1914–1918 ) kam der Rennbetrieb und damit auch fast der ganze Pferdesport in Süchteln zum Erliegen. Auch in der Inflation konnte man ihn nicht wieder aufnehmen. Wenn es hier aber doch noch einmal zu einer, wenn auch kurzen Blüte des Pferdesports kam, dann ist das dem damaligen Bürgermeister Steinbüchel zu verdanken. Er ließ die alten Anlagen wieder in Ordnung bringen und tatsächlich gab es noch sechs Renntage.

Aber für den Süchtelner Rennverein rechnete sich das Ganze aus wirtschaftlicher Sicht nicht und auch der Einsatz privater Mittel vermochte zur Deckung der Defizite nichts zu ändern. Die Eröffnung der großen Rennbahn im Krefelder Stadtwald bedeutete dann das Ende der Süchtelner Renntage in diesem Stil. An einem Kirmessonntag, den 7. September 1930 nachmittags um 2.30 Uhr, fand in Süchteln das letzte Vollblutrennen mit sechs einzelnen Wettbewerben statt. Von nun an dämmerte der Rennplatz mitsamt seinen Einrichtungen vor sich hin. Die große Tribüne sowie die anderen Überbleibsel der schönen Rennbahn wurden nach Krefeld verkauft und es ist nicht ohne Bedeutung, daß noch heute, im Jahre 2002, die alte, überdachte Tribüne für 1.200 Personen auf der Krefelder Galopprennbahn in Gebrauch ist, welche einst auf dem Süchtelner Rennplatz die Besuchermassen nicht fassen konnte. Der sehr engagierte Bürgermeister Steinbüchel bemühte sich jedoch auch später noch um die große reitsportliche Tradition Süchtelns und schuf den ersten, 12 Kilometer langen Reitweg Deutschlands in den Süchtelner Höhen. Leider ist auch davon heutzutage nicht mehr viel erhalten.

Das, was man auf den Süchtelner Höhen heute als „Rennplatz“ kennt, ist nur ein kümmerlicher Rest der alten glanzvollen Anlagen, die bei den großen Renntagen tausende Besucher vom ganzen Niederrhein anzogen.

Die Rennen in Süchteln waren immer sehr gut besucht

Der Rennplatz in einem alten Werbeprospekt der Stadt Süchteln

Plakat zum letzten großen Rennen in Süchteln

zurück