Das Süchtelner Heimatmuseum

Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Josef Steinbüchel begann man 1928 museale Gegenstände aus Süchteln zu sammeln, um ein Heimatmuseum einzurichten. Am 16.10.1929 beschloß das Stadtverordneten-Kollegium der Stadt Süchteln, das Heimatmuseum in mehreren Räumen des städtischen Gebäudes an der Krefelder Straße ( Tönisvorster Str. 53 ) unterzubringen. Den Grundstock für das Museum bildeten zahlreiche und großzügige Schenkungen Süchtelner Bürger, vor allem aus den Sammlungen Strucken und Rossié. Die VZ vom 07.04.1930 wußte von weiteren Stiftern zu berichten, als da waren:

Herr Ludwig Küppers - ein namentliches Verzeichnis über die Klassensteuer-Verteilung in der Bürgermeisterei Süchteln von 1852 und einen Plan über die Teilung des Süchtelner Erbenwaldes.
Herr Lehrer Deilmann - stellte seine beiden Schriften „Die heilige Irmgardis“ und „Der heilige Thomas von Kempen“ zur Verfügung.
Herr Gerhard Weinsheimer - „Söitelsch Plott“ von Freudenberg und „Die Wahrheit über den Verbleib der Süchtelner Busch- und Armengelder“.
Herr Herrmann Brües - Militärpapiere aus napoleonischer Zeit.
Herr Reinhold Schmitz - zwei Bilder von Pfarrer Norrenberg und Kaplan Dohmen.
Herr Scherges - ein Bild des Süchtelner Einsiedlers.
Frl. Boms - ein Taufkissenüberzug.
Herr Aler Dahners - ein Holz zum Tragen von Wassereimern.
Herr van Beers - zwei alte Münzen.
Geschwister Baum - eine Einladungskarte zur Einweihung des neuen Rathauses, Schnupftabakdose, Geldmünzen, zwei Kupferschalen einer Waage, ein Glasgefäß, eine Zuckerzange und einen Schleppenträger.
Herr Jakob Pesch - alte Gebetbücher.
Herr Conrad Schmitz - ein Oelgemälde: Lindenplatz um 1850.

Weiterhin wurden als ständige Leihgaben an das Heimatmuseum übergeben, von:
Herr Otto Becher - ein Reservemützenband, Reserveflasche und Reservestock.
Herr Karl Rossié - eine größere Sammlung alter Steinwerkzeuge und Waffen.
Herr Johann Cor - zwei Pistolen.
Herr Johann Kothes - eine Flachsbreche und eine Flachsschwinge.

Dank der zahlreichen Stiftungen an das Süchtelner Heimatmuseum, von denen oben nur einige wenige aufgeführt sind, reichte bereits einige Monate später, im Juni 1930 der Platz auf der Krefelder Str. fast nicht mehr aus, um alles auszustellen. Ein Zeitungsbericht der VZ in dieser Zeit über einen Gang durch die acht Ausstellungsräume des Süchtelner Heimatmuseums zeigt, in welch reichhaltiger Fülle dort Heimatkundliches dargeboten wurde:

Erdgeschoß Raum 1: Ein Wohnzimmer aus Eiche mit künstlerisch ausgemeißeltem Schrank aus dem 17. Jahrhundert. Hierin befinden sich alte Zinngeschirre wie Teller, Kaffee- und Teekannen sowie Kerzenleuchter. Ein stilgerechter Eichenglasschrank sowie eine Eichentruhe mit handgearbeiteten Messingbeschlägen geben diesem Ausstellungsraum ein besonderes Gepräge, das die Entstehungszeit der Gegenstände beleuchtet. Ein aus der gleichen Zeit stammender Eichentisch mit Bank und ein hanggeschmiedeter Ofen mit Eisenblumen verziert, vervollständigen das Gesamtbild dieses behaglichen Raumes. Viele wertvolle, auf Glas gemalte Bilder, darunter ein „Ecce Homo“, treten hier besonders in Erscheinung.

Erdgeschoß Raum 2: In diesem Raum befindet sich eine Truhe aus dem Jahre 1806 mit eingeschnitztem Namen der ehemaligen Eigentümerin, weiter eine niedliche, reich geschnitzte Eichentruhe aus dem Jahre 1769, die ebenfalls einen Namen trägt. Weiter enthält dieser Raum eine sogenannte Rillentruhe und eine Wiege aus Schmiedeeisen, wohl einige hundert Jahre alt, einen Aufsatzofen, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, sowie etwa 20 Bilder, meist Glasmalereien aus dem späten Mittelalter.

Erdgeschoß Raum 3: Eine alte originale Bauernküche. In dem ausgedehnten Rauchfang hängen an sogenannten „Hehleisen“ Messingkessel. Ein schwerer Eichenschrank, auf diesem eine Messingkanne, ein Messingkessel und zwei schwere Messing-Oellampen sind weiter vorhanden. Auf einer Eichentruhe stehen irdene Schüssel und verschiedene Steinkrüge, daneben zwei außergewöhnlich große Weinkrüge, wie diese aus der Bibel durch die Hochzeit zu Kanaan bekannt sind. Ein Eckbrettchen mit antiker Kaffeemühle und Zinnkanne, ein Stoßgefäß zum Buttern und ein Nackentragholz, das vermutlich von alten Einsiedler Liesemanns benutzt wurde, vervollständigen die Ausstattung dieses Raumes, der den Besucher an das Mittelalter erinnert.

Erdgeschoß Raum 4: Ein Eichenschrank mit wertvollem Inhalt an altem Porzellan und Glasgeschirren. Weiter sieht man ein Glasschränkchen mit den verschiedenartigsten Zinn- und Porzellangegenständen, weiter eine Küchenbank mit zwei schweren Messingkannen und dem alten „Zauspännken“. Allerlei Kannen und ein alter Wärmkrug bilden den übrigen Inhalt des Raumes.

Im Hausflur: Hier sieht man eine reichhaltige Notgeldsammlung aus der Inflationszeit, zusammengestellt vom verstorbenen Richard Strucken, Sohn der Eheleute Jos. Strucken. Auf dem Flur des ersten Stockes stehen straßenwärts zwei Glaskästen mit seltenen Steinen und Muscheln sowie den verschiedenartigsten Stoß-, Hieb- und Schusswaffen aus alter Zeit. Auch die Wände sind mit alten Waffen ausgeschmückt. Hier findet man auch die stark vergilbte Fahne der alten Süchtelner Schützengilde mit der Jahreszahl 1568.

Oberes Stockwerk Raum 1: Links findet man die alte gemütliche Webestube aus früherer Zeit, in der „Theies und Annemike“ glücklich und zufrieden ihre Jahre verlebten. Hier steht auch ein alter Webstuhl, der Former der Geschicke in damaliger Zeit. Er erweckt bei dem Besucher, der sich der Zeit noch erinnern kann, wo die brave „Tau“ noch klapperte, ein Gefühl der Wehmut und erinnert an die gute alte Zeit. Auch hier sind noch manche alte heimische Stücke ausgestellt.

Oberes Stockwerk Raum 2: Dieser Raum beherbergt das alte Königs-Silber unserer einheimischen Bruderschaften, die zwar nach wie vor deren Eigentum sind, dem Museum aber zur Aufbewahrung und Ausstellung überwiesen worden sind. Die Maria-Empfängnis-Bruderschaft Süchteln-Vorst, die Junggesellen-Schützen-Bruderschaft Süchteln-Hagenbroich, sowie die St. Sebastianus-Bruderschaft Süchteln-Sittard sind die Eigentümer dieser reichhaltigen Schätze. Ferner sieht man hier drei fast lebensgroße Statuen des heiligen Josef, des heiligen Sebastianus und der heiligen Cäcilia aufgestellt. In diesem Raume befindet sich außerdem die vielleicht schönste Eichentruhe des ganzen Museums. Weiter sieht man eine Münzgeldsammlung, darunter recht wertvolle Stücke, sowie eine kleinere Sammlung von Notgeld deutscher Städte. An den Wänden stehen die alten Fahnen der verschiedenen Bruderschaften, deren eine aus dem Jahre 1665 stammt, allerdings inzwischen einmal renoviert. Hier sind auch mannigfaltige alte Urkunden zu sehen, so eine vom Herzog Wilhelm von Jülich aus dem Jahre 1560. Eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1423 stammt von Maria von Harcourt, Herzogin von Jülich und Geldern.

Oberes Stockwerk Raum 3: Ein mächtiger Eichenschrank und ein schwerer Schreibtisch aus dem 16. Jahrhundert sind hier untergebracht. In der Mitte des Raumes steht ein Glaskasten mit alten Kostbarkeiten und Seltenheiten der Goldschmiedekunst aus dem Mittelalter. Darin befinden sich die verschiedenartigsten Schmuck- und Gebrauchsgegenstände sowie vier uralte Stahlstische der vier Evangelisten Markus, Lukas, Matthäus und Johannes.

Oberes Stockwerk Raum 4: Hier findet man Möbel aus der Empire-Zeit, u.a. einen sogenannten „Secretär“ ( Schreibtisch und Schrank kombiniert ). Ferner befindet sich hier ein aus derselben Zeit stammendes Sofa mit dazu passendem Tisch, belegt mit einer Tischdecke, die früher ein altes Brabanter Kopftuch gewesen sein mag. Zwei geschmackvolle Glaskästen mit verschiedenen Trachten, wertvollen Stickereien, handgemalten Seidenwaren usw. wirken besonders anziehend. Hier sind noch zwei Bilder zu erwähnen, die eine Reihe der bekanntesten deutschen Gelehrten darstellen.

Es würde zu weit führen, jeden einzelnen ausgestellten Gegenstand zu besprechen, doch muß darauf hingewiesen werden, daß jeder Besucher unseres Heimatmuseums restlos auf seine Kosten kommt.

 

Durch die Kriegs- und Nachkriegswirren des 2. Weltkrieges wurde der Museumsbestand stark dezimiert. So gingen unter anderem die gesamte Münzsammlung, die wertvolle Schmucksammlung und die sehr umfangreiche Waffensammlung verloren. Die wenigen geretteten Bestände wurden in das alte Fachwerkhaus Propsteistraße gebracht, welches die Stadt Süchteln 1949 kaufte, um dort wieder ein Heimatmuseum einzurichten. Erst 1954 nach längeren Umbau- und Restaurierungsarbeiten an diesem historischen Haus, das Gebäude wurde 1547 als „Jakobsgut“ urkundlich erwähnt, und gehörte zur damaligen Propstei, konnte das Museum durch den ehrenamtlichen Leiter Fritz Giese wiedereröffnet werden. Die Betreuung der Sammlung und des Heimatmuseums erfolgt seit 1979 durch den im selben Jahr, auf Initiative von Gisela Schmiemann, gegründeten „Verein der Süchtelner Heimatfreunde e.V.“

Derzeitige Sammlungen: Gesteins und Muschelsammlung aus den Süchtelner Formsandgruben - Samtwebstuhl, Gerätschaften zur Textilverarbeitung - Schumacherwerkstatt um 1900 - Werkzeug von Sattler und Holzschuhmacher - Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts - Volkskundliche Objekte - Hinterglasbilder - Notgeldsammlung - Süchtelner Vereinsfahnen aus dem 19. Jahrhundert - Gegenstände aus der geschichtlichen Vergangenheit Süchtelns und seiner Umgebung - Dokumente zur Stadtgeschichte von Süchteln

Das Süchtelner Heimatmuseum ist das kleinste seiner Art in Deutschland. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Mai bis September
Sonntags 11:00h bis 12:30h und nach Vereinbarung

Heimatmuseum Süchteln
Propsteistraße 15
41749 Viersen
Süchtelner Heimatfreunde e.V.
Kontakt: 02162/8413

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